Fernlehrgang Laudius

06.02.2022

Ich hatte es im Handy gesehen. Es war ungefähr im Frühjahr 2020. Ein Fernlehrgang über Philosophie. Und es klang sehr interessant. Man brauchte kein Hochschulabschluss und die Themen, die dort angesprochen wurden, klangen auch sehr interessant. Es ging nicht um die einzelnen Philosophen, sondern um den Menschen und seine geistige Welt. Aber ich konnte mich nicht entscheiden, und musste somit warten bis meine Frau, die selbst einige Fernlehrgänge absolvierte, mich anmeldete. Es war auch damals Corona Zeit, das erste Jahr, und die Aktivitäten waren sehr eingeschränkt im Lockdown. Also beschloss ich diesen Fernlehrgang zu absolvieren. Am 31.08.2020 ging es los, die erste Mail von Laudius mit den Zugangsdaten und persönlicher Erklärung trafen ein.

Die ersten Hefte kamen, es gab einen Online Campus, einen Fernlehrer, den man über das Portal anschreiben konnte und ganz viele Mitstudierende und ein Philosophen Café, das Forum des Lehrgangs. Alles war noch sehr neu, und dann stürzte ich mich auf die ersten Hefte. Es waren insgesamt 36 an der Zahl, man erhielt immer 4 Stück pro Sendung, einmal im Monat. Das hieß man hätte den Lehrgang in 9 Monaten beenden können. Es gab aber auch die Möglichkeit ihn bis zu 3 Jahre zu verlängern, was ich natürlich in Anspruch nahm.

Das 1. Heft war allerdings ohne Bewertung. Es ging darum jemanden die Philosophie näher zu bringen. Wie würde man das machen? Ich schrieb den Fernlehrer an. Eine halbe bis 1 Seite hieß es in seiner Antwort und man solle nicht nur bei der Fragestellung der Hausaufgabe bleiben, sondern könne auch gerne darüber hinaus schreiben. Ich wollte doch wissen, wie ich meine Hausaufgaben schreiben und abgeben sollte . Ich war so aufgeregt. Dann schrieb ich einen Text über 1 Seite, indem ich erklärte wie ich jemanden, der noch nie mit dem Thema etwas zu tun hatte, dazu bringen würde, sich mit der Philosophie zu beschäftigen. Es gab 15 Punkte, also die Höchstpunktzahl.

Das 2. Lernheft beschäftigte sich mit der Frage über den Sinn des Lebens und es wurde erklärt , warum man überhaupt philosophiert. Der Unterschied zwischen Empirismus und Rationalismus wurde zudem auch noch erklärt. Ich beantwortete die Hausaufgabe: 13 Punkte. Das war toll. Ich war begeistert. Und so ging das immer weiter. Heft 3 und 4 erklärten die philosophische Anthropologie, also was der Mensch überhaupt ist, und den rationalen und emotionalen Menschen. Es gab 13 und 15 Punkte. Naja dachte ich, vielleicht bin ich einfach gut.

Dann im Herbst 2020 kam der 2.Themenblock mit neuen interessanten Themen, u.a. der wirtschaftende Mensch und der soziale Mensch. Es war wirklich spannend, so viel Neues zu lesen und zu lernen.

Für die Lernhefte bekamen wir von Laudius einen Ordner zu Beginn zugeschickt. Jedes Lernheft hatte in etwa einen Umfang von 20 Seiten.

Mit fortlaufendem Kurs gewöhnte ich mich daran, meistens 15 Punkte zu erhalten, nur am Anfang stocke es etwas und die Hausaufgaben wurden nur mit 13 Punkten bewertet. Die typische Antwort vom Fernlehrer war: Sehr geehrter Herr Roitner, ihre Ausarbeitung zum Thema…. ist korrekt, somit können 15 Punkte vergeben werden. Das war die Standardantwort.

Im Philosophen Café beteiligte ich mich zu Beginn auch, denn bei manchen Fragen haperte es. Es waren aber nur eine Handvoll Studierende, die mir antworteten, auch wenn der Kurs über mehrere hundert Studenten umfasste.

Es waren immer die gleichen Abläufe. Ich zog mich zurück, meistens am Wochenende und las die Lernhefte. Mit Textmarker unterstrich ich Textstellen die mir am wichtigsten erschienen und schrieb Dinge, die ich für wichtig hielt, an den Rand. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, nur eine Onlineversion zu erhalten, aber wenn man Papier hat, ist das doch etwas anderes. Im Internet recherchierte ich Themen, die ich nicht verstanden hatte oder schaute mir YouTube Clips an.

Aber mit der Zeit war es etwas langweilig immer alleine zu lernen. Ich hatte schon versucht , einen Mitstudierenden zu finden, aber leider ohne Erfolg. Erst ab Lernheft 15 kam das Glück. Ich schrieb eine Anfrage ins Philosophen Café und erhielt tatsächlich Antwort von einem Mann aus Ostwestfalen, einem Mirko. Wir tauschten uns über die Lernhefte aus, und stellten uns Fragen, die wir nicht verstanden hatten. Das war schön, denn wer möchte schon alleine lernen? Allerdings wurde es mit der Zeit auch ein kleiner Wettkampf, denn er war ein schneller Lerner. Ich wollte lieber genießen, schließlich ist Philosophie ein Marathon und kein 100 Meter Lauf. Der Kontakt verfestigte sich dann aber im Laufe der Zeit, wir schrieben auch private Dinge voneinander , was ich schön fand. Mittlerweile ist eine richtige Brieffreundschaft draus geworden und wir wollen uns bald auch mal treffen.

Die letzten 10 Hefte genoss ich richtig. Mein Lernpartner und ich waren auch zu weit auseinander. Er war schon fertig, und ich hatte noch einige Hefte vor mir. Aber das war mir dann auch egal. Wir tauschten uns auch über Gesellschaftsthemen, u.a. Corona aus.

Mitte Dezember 2021 war ich dann auch fertig mit den Lernheften. Ich hatte ein lachendes und ein weinendes Auge, denn ich war stolz es geschafft zu haben. Ein Abschlusszeugnis erhielt ich und ich war sehr stolz darüber. Aber natürlich wusste ich auch dass es nun vorbei war mit dem Lernen.

Die Abschlussprüfung absolvierte ich über „Die Zukunft des Habens“. Es gab 2 Themen zur Auswahl , die mir Laudius am 03.01.2022 per Email zur Verfügung stellte. Wir hatten bis zum 31.01.2022 Zeit über das Thema mindestens 8 Seiten zu schreiben. Es gab noch ein anderes Thema, aber ich und mein Lernpartner einigten uns über das Thema zu schreiben, so konnten wir uns auch austauschen.

Nachdem ich 10 Seiten geschrieben hatte, gab ich die Datei am 24.01.2022 per Email an Laudius ab und war gespannt auf das Ergebnis.

Am 03.02.2022 öffnete ich den Briefkasten und hatte Post von Laudius. Es war mein Zertifikat mit bestandener Prüfung.

Im Nachhinein bin ich stolz und glücklich , diesen Schritt gemacht zu haben. Er hat mein Leben bereichert und ich möchte unbedingt bei der Philosophie bleiben, was ich auch mit meiner Homepage tun werde.

Bücherstapel von Hermann über Pixabay